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Grußwort zum Forum 2014

„Globalisierung wert(e)los“

Grußwort Kardinal Dr. Reinhard Marx

Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz


Kardinal Dr. Reinhard Marx
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
© Klaus D. Wolf

Kardinal Dr. Reinhard Marx
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
© Klaus D. Wolf

In den Worten des Zweiten Vatikanischen Konzils kann man von der Globalisierung als einem „Zeichen der Zeit“ sprechen. Die Globalisierung führt zu einer zunehmenden Verflechtung verschiedener Gesellschaften, Kulturen, Völker und Staaten, die letztlich jeden Menschen betrifft. Alle Menschen werden in ein immer dichteres Netz von Beziehungen und

gegenseitiger Abhängigkeit eingebunden.

 

Aus der Sicht der Kirche entspricht das Zusammenwachsen der Welt dem Gedanken der einen Menschheitsfamilie. Alle Menschen sind nach dem Bild Gottes geschaffen. Wir Christen verstehen die Menschheit deshalb als eine Gemeinschaft, in der allen die gleiche unantastbare Würde zukommt. Schon das Zweite Vatikanische Konzil hat darauf hingewiesen, dass es die Aufgabe der Menschheit ist, „eine politische, soziale und wirtschaftliche Ordnung zu schaffen, die immer besser im Dienst des Menschen steht und die dem Einzelnen wie den Gruppen dazu hilft, die ihnen eigene Würde zu behaupten und zu entfalten“ (Gaudium et spes 9).

 

Weil wir die globale Einheit der Menschheitsfamilie niemals losgelöst denken können von den Kategorien der gleichen Würde aller und der verpflichtenden Solidarität füreinander, sind die Globalisierungsprozesse stets daran zu messen, inwieweit sie diesen Werten gerecht werden. Der heilige Papst Johannes Paul II. sprach in diesem Zusammenhang von einer „Globalisierung der Solidarität“ bzw. von einer „Globalisierung der Gerechtigkeit“.

 

Die Globalisierung ist also keineswegs ohne
Werteperspektive. Um den Menschen die Ängste vor den Veränderungsprozessen des globalen Zusammenwachsens zu nehmen, kommt es allerdings darauf an, diese allgemeinen Leitbilder herunterzubrechen auf die konkreten Lebensverhältnisse. Die Antwort auf die Frage, ob die Globalisierung wert(e)los ist, entscheidet sich deshalb daran, ob es gelingt, dem Zusammenwachsen der Welt ein menschengerechtes und menschenwürdiges Gesicht zu geben. Vor allem die Entscheidungsträger stehen hier vor großen Aufgaben.

 

In diesem Sinne wünsche ich dem 4. Internationalen Wirtschaftsforum Baden-Baden die notwendigen Erkenntnisse, um auf die Herausforderung der Globalisierung wertvolle Antwort zu geben.

 

Reinhard Kardinal Marx

Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz



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